DER LÖWEN UND SEINE GESCHICHTE
Tuggen liegt am Jakobsweg. Wer nicht mit dem Schiff von Schmerikon nach Altendorf fahren wollte, pilgerte über Tuggen und die Sattelegg nach Einsiedeln. Wen erstaunt, bereits früh von Gasthäusern zu hören?
Vor 350 Jahren kaufte am 14. Mai 1662 alt Genossenpräsident Jakob Schmid einen Allmeindteil der Genossame Tuggen zum Bau des Löwens.
Spärlich berichten die Quellen: 1684 vom Taufpaten Josef Bamert als „hospes apud Leonem“, das heisst Löwenwirt, 1685 von der Taufe einer Löwenwirttochter von Udalricus und Anna Schmid-Niederöst. 1692 heiratete Löwenwirt Johann Ulrich Schmid Anna Burlet. Das Wirtepaar Gregor Näf und Anna Katharina Näf-Bamert starb 1713 innert Monatsfrist. 1718 heiratet Löwenwirt Johann Näf Anna Maria Bossart.
Dann wirteten für mindestens 140 Jahre die Pfister auf dem Löwen und bauten gegen Ende des 18. Jahrhunderts das heutige, behäbige Gasthaus. Es steht in dem vor 1550 verlandeten Tuggenersees auf vielen dicken, horizontal liegenden Eichenstämmen. Johann Kaspar führt die Liste der Pfister an, der 1730 als „hospes apud Leonem“ stirbt. Erst 1799 ist jung Kaspar Anton erwähnt. 1813 betrieb Viktor Anton auch eine Bäckerei im neuen, heutigen Haus. Er ehrte seinen Namen, stammt der Name Pfister doch von lateinisch „pistor“ Bäcker ab. Die Pfister wirkten öffentlich, Wachtmeister Viktor Anton als Feuerwehrhauptmann der Rotte im Dorf und Vogt des Dorfbrunnens. Sein Sohn Leutnant Viktor Anton heiratete 1833 Maria Anna Elisabeth Huber vom Huber-Haus und amtete als Brunnenvogt und Feuerwehrhauptmann, wie 1856 auch sein Nachfolger Gemeinderat Karl Ulrich.
1866 beendete der Verkauf an Laurenz Bamert die Ära Pfister. Nun wirteten und buken über 100 Jahre die Bamert auf dem Löwen. Laurenz Bamert renovierte um 1875 die Fassade mit neuen Fenstern und zeittypischen Fensterverdachungen und verkaufte im Januar 1912 seinem Neffen Gemeinderat Ignaz Bamert-Pfister, später Gemeindepräsident und Richter, der den Löwen 1923 August Bamert-Kessler verkaufte. Sein Sohn Josef Bamert-Buner übernahm 1948 Bäckerei und Wirtschaft und schloss am 6. Juli 1975 den Betrieb.
Im Herbst 1975 erwarben Marie und Georg Müller-Janser den Löwen und eröffneten am 5. Februar 1976 Restaurant und Saal mit der Spezialität „Löwensteak“. Vorher hatten sie innen gründlich renoviert, neue Sanitäranlagen in der Backstube erstellt und die Bäckerei aufgegeben. 1987 restaurierten sie aussen mit der Denkmalpflege zum ursprünglichen Zustand.
Im Dezember 2007 kauften Rita und Alois Steinegger-Ehrler mit Ihrem Sohn Reto als Koch den Löwen. Stilvoll modernisierten sie Restaurant und Saal und bewirten seit dem 1. Februar 2008 die zahlreichen Gäste.
Vor 1850 lag nur ein Fussweg im Osten des Löwens. Erst der Bau der neuen Kantonsstrasse um 1850 drängte den Löwen hart an Strasse und heutigen Durchgangsverkehr. Den Bauplatz, den Jakob Schmid vor 350 Jahren kaufte, lag „vor den Häusern“, also zuvorderst gegen den ehemaligen See. Der Löwen war somit das „erste Haus am Platz“, und ist es heute noch!
Jürg F. Wyrsch